Technisches

Liebe Katrin Schuster,

glauben Sie nicht, dass mir der nun folgende Verriss Spaß macht, aber ich habe von ihrem Beitrag Finden, nicht suchen einfach Hirnkrebs bekommen und diese Replik wird hoffentlich Läuterung sein. Gerade im netzorientierten freitag, und gerade bei einem Artikel über neue Medienformen so viel (nicht nur technischen) Unsinn in diesem Themenfeld zu verzapfen ist beachtlich. Im Folgenden einzelne Aussagen, kurz kommentiert.

„Das soziale Netzwerk Facebook sticht die Suchmaschine Google aus – aber das ist auch kein Wunder“

Die Frage wäre natürlich, warum das kein Wunder ist. Aus einem einfachen Grund z.B.: sie verlgeichen Äppel mit Birnen. Google und Facebook haben von vornherein komplett unterschiedliche Anwendungsszenarien, nämlich „Suchmaschine“ und „Infotainment“. Im von Ihnen angesprochenen speziellen Bereich des Auffindens von Information greifen die beiden Portale zudem auf strukturell sowie inhaltlich komplett unterschiedliche Datenkorpora zu.

Ein anderer Vergleich, den Sie vornehmen, ist der finanzielle zwischen den jeweiligen Gründern, und zwar so:

„Damit spielt ­Zuckerberg endlich in derselben Liga wie die Google-Gründer Larry Page und Sergej Brin. Doch nicht nur die Kontoauszüge gleichen einander mittler­weile, sondern auch die Nutzerzahlen.“

Sollte das mit den Kontoauszügen ein herrlich naiver Witz sein? Zufällig weiss ich, was auf den Gehaltsschecks von Page und Brin steht: genau 1$ Jahresgehalt. Deren Knete liegt nämlich im Aktiendepot und in Sonderkonditionen beim Aktienerwerb von Google. Auch den „Kontoauszug“ von Zuckerberg scheinen Sie genau zu kennen, hm… gehören Sie etwa zu den wenigen handverlesenen Großinvestoren, die eine super-sondergeheime Abmachung mit Vertraulichkeitsklausel akzeptieren, um Facebooks Geschäftszahlen einsehen zu dürfen? Wo kämen wir auch da hin, wenn das Datenvieh wüsste, wieviel Wert es eigentlich für Marc „I’m CEO… bitch!“ Zuckerberg generiert.

Zudem unterschlagen Sie, dass der Konzern Google zig weitere Geschäftsfelder bearbeitet, von Werbung über Webanwendungen und Hosting bis zu Mobilfunk. Auch die ungeheure Forschungssparte dürfte nicht unter den Tisch fallen, in die so unterschiedliche Projekte wie autonom steuernde Fahrzeuge, alternative Energiequellen und Transportmittel sowie eigene Investition in technologisch orientierte KMU weltweit gehören. Ihre Erwähnung von „Nutzerzahlen“ ist also als Vergleich schlichtweg lächerlich.

„Foto, Video, Audio, Games, Mail: Im Grunde gibt es nichts Digitales mehr, das sich nicht auf ­Facebook erledigen ließe.“

Einfaches Gegenbeispiel: Daten oder die daraus gewonnen Erkenntnisse dauerhaft löschen. Oder veschlüsselte Kommunikation. Im Ernst, wenn Sie die Foto-/Video-/Audio-/Game-Qualität und -funktionen auf Facebook als ausreichend hinstellen, ist das technisch einfach Humbug.

„Das World Wide Web wird größer mit jedem Tag, und dagegen können auch die intelligentesten Algorithmen nichts ausrichten.“

Wie auch? Indem sie von ihrer Turing-Maschine absteigen und übermäßigen Content-ProduzentInnen mit der Motorradkette mal das Halteproblem einprügeln? Ein Größenmaß für das WWW ist mir ebenso unbekannt. Meinen Sie Informationsgehalt, Speicherbedarf, Redundanz, oder was?

„Oft genug nervt die Google-Suche nur noch […] Selbst die erweiterte Suche von Google kann daran wenig ändern, denn auch sie vergleicht am Ende nur Buchstaben miteinander und listet Identitäten auf.“

Dann empfehle ich Ihnen, sich mal die Bedienungsanleitung durchzulesen. Da steht nämlich drin, was die Google-Suchsyntax wirklich so alles kann. Manches davon kann man sogar klicken. Wo die Anleitung ist? Hm, weiss nicht, müsste ich meine Facebook-Freunde fragen.

Im Ernst: Googles „intelligente Algorithmen“ (was ist eigentlich ein intelligenter Algorithmus?) machen ein wenig mehr als Buchstaben vergleichen. Sonst wäre das ja bloße Volltextsuche. Und die gabs schon, als Brin und Page noch in die Windeln gemacht haben. Und was zur Hölle meinen Sie bitte mit „Auflistung von Identitäten“?

„Sie [die Facebook-Freunde, Anm.] werden zu meinen ganz privaten Gatekeepern“

und leiten Ihnen durch, was Sie interessieren könnte; und können das auch besser einschätzen als Zeitung und Fernsehen. Ja, das ist bequem und fein. Aber leider auch ein vollkommen anderes Anwendungsszenario als eine aktive und zielgerichtete Suche und Sichtung von Information zu einem bestimmten Thema. Siehe oben.

Zu Anfang des Beitrags weisen Sie auch darauf hin, wieviel Investorenknete und welche Akquisen Facebook kürzlich so an Land gezogen hat, und wie es für den Börsengang fit gemacht wird. Dazu ein Zitat von Sergey Brin: „When it’s too easy to get money, then you get a lot of noise mixed in with the real innovation and entrepreneurship.“

Und hier sehe ich den Haken: Facebook ist ein extremer Hype, eine Blase. Welche Innovation kann es auf mittlere Sicht produzieren? Momentan sehe ich nur die Möglichkeit, das bestehende Infotainment-Angebot zu perfektionieren oder minimal auszubauen, auf möglichst viele Endgeräte zu bringen und so möglichst viele Nutzer zu binden. Das eigentliche Kapital sind nämlich, wie Sie angesprochen haben, die „wertvollen Daten über Interessen und Vorlieben von Millionen ­Menschen“. Das Netz ist aber schnelllebig, und wenn in absehbarer Zeit eine technisch bessere soziale Plattform entsteht, oder eine, die ihre Benutzer nicht so respektlos behandelt, ist man schnell bei einer virtuellen Völkerwanderung. Die können sich nämlich fast so schnell zurückziehen wie (virtuelle) Anlegerkohle.

Wenn Sie zudem etwas über die tatkräftige finanzielle Mitwirkung der US-Geheimdienste beim Aufbau von Facebook nachlesen wollen, können Sie gerne ausgehend von einem unserer älteren Artikel selbst recherchieren. Und sich dann überlegen, mit wievielen Tausend Umdrehungung pro Nanosekunde Erich Mielke und Gestapo-Himmler im Grab rotieren, dass Sie diese ganzen Informationen nicht auch einfach frei Haus bekommen haben.

Ein bisschen weniger Jubelperserei hätte ihrem Beitrag sehr gut getan. Als Fazit aus diesem kann ich nur festhalten, dass Sie sich subjektiv beim Benutzen von Facebook irgendwie kuscheliger fühlen als beim Bedienen von Google. Diese Information hat für mich in etwa den selben Wert wie… Moment… der Klick auf einen „Gefällt mir!“-Button.

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Technisches

Axel E. Fischer fordert Clerasil für verpickelte Häuser auf Street View

Nun werden Eier geworfen auf Häuser, deren Besitzer oder Mieter sie auf Google Street View haben verpixeln lassen. Willkommen in Deutschland, wo man nicht gleichgeschaltete Meinungen und Menschen (immernoch, schon wieder) mit Eiern oder Häme bewirft…

Letzteres tut auch ein post-post-post-moderner Praktikant(?) der taz unter dem wahnsinnig kreativen Titel Eine Burka für mein Haus. Das erinnert doch sehr an den Experten aus der Internet-Enquete-Komission, der ein „Vermummungsverbot“ im Internet forderte. Diese Diffamierung datenschtzbesorgter (Netz-)Bürger, indem sie wahlweise mit Schwarzblocklern einer Demo oder Trägerinnen eines bei uns generell negativ konnotierten Kleidungsstücks verglichen werden, ist einfach nur Goebbels-Spirit.

Bei der Diksussion fällt eins aber völlig unter den Tisch: dass wir hier gar nicht zu einer einheitlichen Meinung kommen müssen. Wie der Einzelne über seine personenbezogenen Daten entscheidet, ist eben ausschließlich seine Sache; und alle echten und virtuellen Eierwerfer haben das zu respektieren.

Schlussendlich möchte ich als Internet-Veteran, der (privat, nicht via Uni) das Netz schon genutzt hat, bevor die ersten, grauenhaft anzuschauenden Web 1.0 – Homepages aus dem Boden sprossen, einmal folgendes sagen: Anonymität, bzw. Pseudonymität, war und ist größtenteils der gängige Modus Operandi im Netz. Das ist vollkommen normal und gut so, die Nachricht steht im Mittelpunkt, nicht die Eigenschaften des Verfassers, wie Herkunft, Geschlecht, Religion. Sehr schön ist dies bei Jens Scholz dargestellt.

Das Feld-Wald-Wiesen-Internet ist inzwischen längst nicht mehr anonym; wer dies behauptet, ist in meinen Augen naiv. Nun auch die Pseudonymität abschaffen zu wollen sehe ich hauptsächlich der Durchkommerzialisierung des Netzes sowie der Meinungskontrolle geschuldet. Also: macht’s den Leuten doch einfach und erstellt ein facebook-Profil. Erzeugt genug statistische Daten, um eure Pseudonyme mit euch verknüpfen zu können. Und allen, die nicht bei facebook sind, schmeisst ihr ein paar Eier an den Kopf!

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Technisches

The Beginning is the End is the Beginning

Vor etwa zwanzig Jahren wurden auf Schulhöfen Disketten mit Computerspielen getauscht und Musik wurde von CDs auf Kassetten kopiert. Einige Jahre später waren Lieder als MP3s auf Webseiten im WWW erhältlich und auf LAN-Parties wurden Filme getauscht, da die Bandbreite dies erlaubte. Später kamen dann Tauschbörsen hinzu -damals war Napster die Tauschbörse schlechthin-, die es erlaubten mit anderen Nutzern global Musik zu tauschen. Durch höhere Bandbreiten wurde auch der Tausch von Filmen und Spielen möglich.

Diskette

Tatwaffe


Die Beispiele illustrieren die rasante Zunahme sowohl des Datenvolumens, als auch der Anzahl potenzieller Tauscher, die durch den technischen Fortschritt ermöglicht wurde. Das Prinzip des Tauschens ist noch dasselbe, nur die Mittel haben sich geändert.

Interessant ist, daß seit etwa zehn Jahren die Politik auf diese Situation nicht reagiert und Bürger weiterhin kriminalisiert werden! Das soll keine Werbung für die Piratenpartei sein, sondern eher ein Aufruf dazu sein, daß sich die größeren Parteien diesem Thema widmen.

Es ist Zeit das das Urheberrecht zu reformieren und dabei dem Interesse der Allgemeinheit zu folgen, statt dem Interesse einiger blutsaugenden Rechtsanwälte, die nichts zu der Gesellschaft beizutragen haben. Es gibt doch schon die GEZ und die GEMA, warum wird ihre Funktion nicht geändert und einfach ein Informationsbeitrag erhoben und dem Bürger so das Recht gegeben sich legal Informationen zu beschaffen?

Das Argument des Mehraufwandes eines neuen Systems kann wohl nicht gelten, wenn man den Aufwand des jetzigen Zustandes beachtet: das Suchen nach Urheberrechtsbrechern, das Loggen von IPs, die Abmahnungen, die Anwaltskosten, die Prozesse, etc.
The Pirate Bay Logo
Ebenfalls gezeigt haben die Jahre, daß sich der Datentausch nicht stoppen läßt. Die Nachfolger Napsters haben einfach keine Client-Server-Systeme mehr benutzt. The Pirate Bay wollte den Mikrostaat Sealand kaufen, um so außerhalb der Gerichtsbarkeit irgendwelcher Staaten zu stehen. Die Kaufverhandlungen sind allerdings gescheitert. Neuerdings macht das Gerücht die Runde, daß The Pirate Bay einen Satelliten ins All schicken würde, um so ebenfalls in einem rechtsfreien Raum operieren zu können.

Kostengünstiger, wenn auch zunächst an eine kleinere Zielgruppe gerichtet ist das sogenannte Dead Drops Projekt. Hierbei werden USB-Sticks in öffentlich zugängliche Aussenwände verputzt, damit Leute mit ihren mobilen Rechnern vor Ort Daten ablegen oder abrufen können. Der Erfinder der Idee bezeichnet es als „offline, peer to peer file-sharing network in public space“. Dieses Prinzip ließe sich durch das WWW noch verbessern, indem Nutzer in einem sozialen Netzwerk untereinander Wünsche oder Angebote äußern können, um so dem ganzen mehr Dynamik zu verschaffen. Außerdem wäre es wünschenswert, wenn einige Gemeinden in Deutschland öffentliche Sticks offiziell zur Verfügung stellen würden.

Wir sind also wieder auf dem Schulhof.

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Technisches

Netzneutralität

Da dies gerade in aller Munde ist: hier ist mein Diskussionsbeitrag zur Netzneutralität. Zuerst aber eine Definition:

{Erklärbär on}
Die Netzneutralität besagt, dass die Pakete, in die unser Internet-Datenstrom von und zum Provider aufgeteilt ist, weder aufgrund von Paketart noch von Paketherkunft beschleunigt oder verzögert weitergeleitet werden dürfen. Die Paketart könnte z.B. nach Diensten unterscheiden und somit Torrent- gegenüber HTTP- oder Skype-Paketen verzögern. Die Herkunft von Pakenten kann sich sowohl auf bestimmte Domänen wie bspw. YouTube wie auch auf bestimmte IP-Adressbereiche, i.d.F. bestimmte Unternehmen oder Länder, beziehen.
{Erklärbär off}

Es ist unbestritten, dass sich mit dem technischen Ansatz allein positive Erfahrungen für den Endkunden erzielen lassen, so wie das typische Quality of Service: die Skype- oder QuakeLive-Pakete haben höhere Priorität als der eDonkey, sodass ruckelfrei telefonaniert und gefraggt werden kann, selbst wenn die Saugstube zumindest nominell auf Hochtouren läuft. Wichtig dabei ist allerdings, dass über diese Priorisierung der Endkunde entscheidet; sprich: ich stell’s am Rechner selbst ein.

Sobald der Provider anfängt, Pakete zu inspizieren und deren Durchleitung zu manipulieren, haben wir den Salat. Es geht hier schlicht darum, Wegzoll zu erpressen. Der alte Konzerntrick in neuer Form: eine funktionierende Infrastruktur zu kontrollieren oder eine verfügbare Ressource künstlich zu verknappen und somit aus Luft Profit zu generieren. Denn klar, wer viel zahlen kann (z.B. IT-Player wie Google, Apple und IBM, große Verlage, Spielevertreiber mit solcher Infrastruktur wie Steam, …) will das Optimale für seinen Dienst rausholen und zahlt eben auch viel.

Das Netz ist allerdings kein Volksempfänger, sondern eine bidirektionale Infrastruktur. Stellen wir uns diesen virtuellen Raum also einmal als großen öffentlichen Platz vor, auf dem viele Leute unterwegs sind, die alle miteinander schnacken können. In der Konsequenz soll aber das Fußvolk nur noch flüstern dürfen, während Leute, die Eintritt bezahlt haben, normal reden, und einige wenige, die eine horrende Jahresflat abdrücken, ungehindert rumbrüllen und alle anderen zur Not zwingen können, mal das Maul zu halten. Einleuchtend?

Mit „Gewährleisten des ungehinderten Zugangs zu Information“, „Standortvorteil“, „Investitionsfähigkeit“ yada yada hat das nichts zu tun — wer dem dämlichen Konzernsprech auf den Leim geht und eine öffentliche Einrichtung (wieder mal) der sog. Marktlogik unterwirft, darf sich demnächst nicht über solche Internetrechnungen beklagen.

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Big Brother, Technisches

Car manufacturers will be watching you

In unserer heutigen Zeit scheint uns der ganze Überwachungszirkus gar nicht mehr bewußt zu sein. Über unsere Handys können wir per Triangulation geortet werden. Dank der LKW-Maut können zumindest ohne weiteres die Bewegungen von LKWs kontrolliert werden und wenn die Regierung lustig ist, könnte sie die Kontrollbrücken zur automatischen Mautkontrolle von LKWs auch so umprogrammieren lassen, daß PKWs registriert werden.

Das sollte doch eigentlich reichen, oder? Vorhang frei für die Autohersteller. Ich war sehr erstaunt als ich diesen Beitrag über 7er BMWs gesehen habe, die von BMW-Mitarbeitern, die in Call-Centern sitzen, „remote“ aufgesperrt und theoretisch sogar gestartet werden können (erinnert euch an Stirb Langsam 4.0).

Derzeit macht ein Gerücht die Runde, daß Google mit General Motors bei der Entwicklung des Chevrolet Volt, der technisch mit dem 2011 erscheinenden Opel Ampera identisch ist, kooperiert. Wie genau die Verzahnung von Google und Autos aussehen soll ist nur Spekulation. Es wird gemunkelt, daß Android als Betriebssystem für den Bordcomputer benutzt werden könnte oder, daß per Handy eine Kommunikation zwischen Autobesitzer und Auto hergestellt werden könnte, ohne daß der Besitzer im Auto sitzt, was für Wartungszwecke oder bei Elektroautos für Ladezustände interessant sein könnte.

Natürlich sind Möglichkeiten da die Daten zu mißbrauchen und diese scheinen auch sehr interessant zu sein. Welchen offiziellen Nutzen Google daraus ziehen wird, wird eine interessante Frage sein (Bekommt man Werbung auf den Autobildschirm, wenn man am Mediamarkt vorbeifährt?). Der BND wüßte sicherlich gerne wann jemand außer Haus ist, um bei ihm während seiner Abwesenheit einen Besuch abzustatten. Und wer weiß, vielleicht läßt sich eines Tages auch so manch unbeliebter Kritiker durch einen ferngesteuerten Autounfall aus dem Weg räumen. Neben Drohnen ein weiteres Beispiel dafür, daß Tötungen Computerspielcharakter bekommen.

Reichen Smartphones nicht mehr aus? Muß das Auto jetzt auch noch petzen? Ich bin alles andere als technophob, aber Verbrauchern sollte immer die Gelegenheit gegeben werden zu entscheiden welche Ausstattung ihr Produkt hat und wieviele Informationen sie preisgeben. Die Hersteller sollten Datenschutz respektieren und Voreinstellungen ihrer Produkte dementsprechend vornehmen. Ich kann nur dazu raten, daß auch Nutzer Firmen meiden sollten, die sorglos mit Daten umgehen, ansonsten droht die zuckerbergsche Prophezeiung wahr zu werden und Privatsphäre wird keine Rolle spielen.

UPDATE:

Einen Tag nachdem ich meinen Blogpost veröffentlicht habe, erschien auf bbc.co.uk die Meldung, daß amerikanische Forscher festgestellt haben, daß die computergesteuerten Kontrollsysteme moderner Autos leicht zu knacken sind. Der Motor eines Autos kann ausgeschaltet und die Türen können beispielsweise verschlossen werden – ein schöner Gedanke, wenn man mit dem Auto über Bahngleise fährt. Die Gefahr sei laut der Wissenschaftler nicht so groß, da – anders als bei den 7er BMWs – die meisten Autos noch nicht ständig mit dem Internet verbunden sind. Wie auch immer, ein geschickter Bastler könnte sich eine Box selber bauen, die ein Smartphone, das mit dem Internet verbunden ist, enthält, mit dessen Hilfe die Werte die Autocomputer manipuliert werden.

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Technisches, Web

Hast du ein Gesichtsbuch?

Ich habe schon fast ein schlechtes Gewissen, daß ich Freunden vor einiger Zeit facebook aufgeschwätzt habe. Gut, es war so, daß viele damals studivz nutzten und ich die Vorteile von facebook gegenüber dem deutschen Klon gesehen habe. Facebook ist internationaler, was gut ist, wenn man Freunde hat, die im Ausland leben und kein deutsch sprechen. Technisch war facebook studivz immer voraus, so war eine Chatfunktion und Twitteranbindung, sowie die Integration von Videos viel früher bei facebook möglich. Ebenso wurde man bei studivz ständig mit CAPTCHAs und Serverausfällen genervt. Mich wundert und ärgert diese technische Unterlegenheit der deutschen Kopie -das kommt noch hinzu: der Verdacht, daß studivz Quellcode von facebook gestohlen hat-, schließlich wurde studivz für eine Menge Geld (man munkelt zwischen 85 und 100 Mio. Euro) gekauft. Wäre ein Teil davon in die technische Infrastruktur gesteckt worden, hätte studivz auch sicher nicht den schlechten Ruf und den Mitgliederschwund, den es jetzt hat.

Der Fall scheint also klar zu sein: Technisch und demographisch ist facebook die bessere Option. Was spricht jetzt gegen facebook? Generell ist dazu zu raten, daß Nutzer sparsam mit ihren Daten in sozialen Netzwerken umgehen. Vor kurzem wurde angeblich facebook von einem neuseeländischen Hacker geknackt. Man stelle sich den Schaden vor:

  • SPAM-Nachrichten können versendet werden, wobei die Empfänger dem möglicherweise auf den Leim gehen werden, da sie dem befreundeten Absender vertrauen.
  • Passwörter können abgerufen werden. Einige Nutzer haben ein einziges Passwort für verschiedene Internetapplikationen, das heißt, daß Hacker eventuell auf sensible Daten im e-mail-Account des Nutzers zugreifen können, wenn die Passwörter identisch sind.
  • Data-Mining ist möglich. Anstatt offiziell bei facebook mit großem finanziellen Aufwand einzusteigen, wäre es nun Firmen und Geheimdiensten möglich, durch ein illegales Geschäft mit dem Hacker sich facebooks Datenbanken zu ermächtigen und nach interessanten Daten, wie „Welche Produkte sprechen welche Altersgruppe an?“ oder „Wer ist wann, wohin gereist?“ zu suchen.

Wer sehen will, wie transparent sein Profil derzeit ist, kann es mit dieser Applikation testen. Man gibt entweder sein Alias, das ist ein Name der für gewöhnlich hinter http://www.facebook.com/ steht, oder seine ID, welches eine Folge von Zahlen ist, ein und man kann sehen, welche Daten öffentlich zur Verfügung stehen.

Die oben genannten Gefahren sind natürlich allgemeine Gefahren bei der Benutzung sogenannter sozialer Netzwerke. Nun kann aber ein Mißbrauch des Datenzugriffs nicht nur von außerhalb, sondern auch innerhalb facebooks passieren. In den vergangenen Jahren ist die Zahl der facebook-Nutzer rasant gestiegen, sodaß heute von 400 Mio. aktiver Nutzer die Rede ist. Mit dem Anwachsen der Nutzerzahl, wuchs auch das finanzielle Interesse welches sich in Investitionen widerspiegelt. Interessanterweise ist gleichzeitig eine Auflockerung des Datenschutzes beobachtbar. So wurden Daten defaultmäßig immer größeren Gruppen zugänglich: von Leuten der gleichen Bildungseinrichtung bishin zur weltweiten Offenlegung durch Indizierung des Profils durch Suchmaschinen. Interessant ist auch die letzte Neuerung vom April, nämlich, daß auch Applikationen Zugriff auf das Profil haben. Als gewieftes IT-Unternehmen kann man ein cooles Programm schreiben und kommt so an Daten, die man munter weiterverscherbeln kann, wie ich es oben angeführt hatte. Dies ging auch nicht an einigen amerikanischen Senatoren vorbei, die sich jetzt für einen besseren Datenschutz aussprechen.
Und nicht nur die IT-Unternehmen können sich der Daten bedienen. Facebooks Investoren können ganz legal vieles über die Nutzer herausfinden. Microsoft kann beispielsweise durch intelligente Marktanalyse versuchen sein Sterben hinauszuzögern.

Bedenklich ist darüberhinaus auch die Verbindung facebooks zum CIA. Accel Partners war einer der ersten Geldgeber facebooks. In dessen Vorstand sitzt ein gewisser Gilman Louie, der auch CEO der Firma In-Q-Tel ist, welche vom CIA gegründet wurde, um dem CIA informationstechnisch Vorteile zu bereiten. Mit einer Beteiligung bei facebook scheint man in der besten Position zu sein da aushelfen zu können.

Ebenfalls bei facebook beteiligt ist der PayPal-Gründer Peter Thiel. Wenn man sich die Verbindungen anschaut, dann sollte es einen nicht wundern, daß „versehentlich“ die Wikileaks Fanpage auf facebook gelöscht wurde, sowie daß PayPal im Januar das Wikileakskonto eingefroren hat.

Was soll man jetzt machen? Ich gebe euch eine Antwort á la Peter Lustig: „Einfach mal abschalten abmelden!“

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Propaganda, Schmarotzertum, Technisches

Töte Agent Smith!

Man muß nicht unbedingt Neo sein, wenn man Agent Smith etwas entgegensetzen will. Agent Smith ist nicht nur für Abu Ghraib verantwortlich oder läßt Khaled al-Masri verschleppen und unterhält Foltergefängnisse verteilt auf der Welt, er treibt auch in Deutschland sein Unwesen. Deutsche Internetanbieter geben großzügig IP-Adressen ihrer Nutzer aus, wie diese Statistik zeigt (Seite 18). Die IP-Adressen werden dabei an Anwaltskanzleien weitergegeben, die im Abmahnwahn mitmachen. Wie in Foren zu lesen ist, trifft es häufig Schüler und Hartz IV-Empfänger. Das ist ganz logisch, da diese Gruppen nicht über nennenswerte finanzielle Liquidität verfügen und so Geld sparen wollen. Wie im Film, sind Menschen die Energiequelle, in dem Fall Geld, für ein unmenschliches System – die Abziehanwälte. Als Nutzer kann man nur darauf warten, daß endlich mal eine Entscheidung gemacht wird, wie vor einiger Zeit bezüglich sogenannter Dialern. Es bleibt nichts anderes übrig außer sich zu wundern warum die Politik gegenüber dieser Schicht von parasitären Winkeladvokaten untätig bleibt, sie nicht an den Pranger stellt und stattdessen angebliche Faulheit von Hartz IV-Empfängern zum Thema macht. Es ist fraglich welchen Mehrwert so eine Abmahnpraxis für die deutsche Gesellschaft hat und warum Politiker wie Guido Westerwelle nicht Jobs schaffen anstatt sich über Arbeitslose aufzuregen. Um dem Unsinn Einhalt zu gebieten rate ich jedem bei der Wahl eines Internetproviders die Finger von 1&1, T-Com, Congstar und anderen Anbieter, die das Telekomnetz nutzen, zu lassen, da sie besonders willig sind die Nutzerdaten herauszugeben wie die Statistik zeigt.

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Technisches

Don’t believe …

… the hype hoooa-a-a-a oder so ähnlich lautete 1988 der Sprechgesang der amerikanischen Rap-Kombo Public Enemy (zur Vollständigkeit hier das Lied). Natürlich weist heute jeder Vorwürfe von sich, er wäre irgendwie ein Mitläufer oder ließe sich von den Medien beinflussen und stellt sich arrogant über Menschen die in der Vergangenheit mit ihrem Mitläufertum und ihrer Beeinflußbarkeit fragwürdige Dinge gemacht haben. Sicherlich denkt da jeder Deutsche an das Dritte Reich, es gibt aber andere Fälle wie die Hexenverbrennung oder die rassistische Außenpolitik Amerikas um den Jahrhundertwechsel vom 19. zum 20. Jahrhundert.

Mein Beitrag soll aber keine Geschichtsstunde sein, sondern eher technischer und zeitgenössischer Natur sein. Es geht um das iPad. Leander Kahney beschreibt in seinem Buch „Inside Steve’s brain“ korrekt, daß es Apple gelingt bei der Einführung eines neuen Produktes einen Hype zu machen, wie ihn keine andere Firma herzustellen vermag und daß dieser Hype viel kosteneffizienter sei als herkömmliche Werbung. Die Lektüre des oben erwähnten Buches hat mich etwas gegen den Hype immunisiert, da ich bewußter mit dem Medienzirkus umgehen konnte. Der Videobeitrag zum Thema ist ganz ordentlich (auch wenn er Spiegel Online als seriöses Magazin bezeichnet) und stellt dar wie die Öffentlichkeit manipuliert wurde (insbesondere durch Pseudo-Leaks – „Pseudo-Leaks“, da für mich ein echtes Leak nicht gezielt plaziert wird).

Was das Produkt selber angeht, so rate ich erstmal niemanden dazu es sich zu kaufen, es sei denn Geld spielt keine Rolex. Für etwa dasselbe Geld kann man sich ein Netbook kaufen, dort dann ein Betriebssystem und Programme seiner Wahl installieren und zusätzlich einen Ebookreader kaufen. Gründe gegen das iPad und für meinen Vorschlag sind, daß das Netbook multitaskingfähig ist, eine Tastatur hat und eine Webcam installiert ist. Für den Ebookreader spricht, daß elektronisches Papier angenehmer für die Augen ist und vor allem energieeffizienter ist. Wer nicht auf Apple Produkte verzichten will, ist besser beraten sich ein MacBook oder ein iPhone zu kaufen.

Während es auf der einen Seite einen Riesenhype um das iPad gab, werden Dinge, die wahrscheinlich eine größere Bedeutung haben, kaum erwähnt. Ich denke dabei an das Symbian OS, dessen SourceCode seit dem 4. Februar OpenSource ist. Nachdem auch der Androidhype nicht hielt was er versprach, könnte hier etwas nachhaltiges geschaffen worden sein. Es gibt bereits viele Handys die das Symbian OS nutzen, sodaß auf eine bereits bestehende Usercommunity gesetzt werden kann. In der Tat läuft auf der Mehrheit der Smartphones Symbian OS. User müssen auch nicht die Datenkrake Google im Hinterkopf haben, wenn sie das System nutzen wollen. Eine eher philosophische Frage ist, ob als Alternative zu Symbian ein Unixderivat wie Android auf ein Handy soll. Meiner Meinung braucht man ein Multiusersystem noch nicht mal auf seinem Privat-PC.

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Technisches

Die Achse des Blöden

Die Internetausdrucker haben wieder zugeschlagen: der Zugriff auf sourceforge.net, die Entwicklungsplattform für freie und quelloffene Software, ist Nutzern aus sog. Schurkenstaaten ab sofort verwehrt. Nachdem Betroffene sich gemeldet hatten, stellte der Blog ArabCrunch die Entwicklung dieser unsäglichen Farce dar und schließlich meldete sich auch sourceforge selbst mit einer entsprechenden Stellungnahme. Überflüssig zu sagen, dass sich die Kommentare dazu zu 90% zwischen Entsetzen und Empörung bewegen. Abgesehen davon, dass die Zugangssperre auf der Blockade von IP Ranges basiert und somit auch für einen Entwickler von „Hello World“-Programmen technisch problemlos zu umgehen ist, ist diese ganze Geschichte ein einziger Affront.

Natürlich ist man zunächst geneigt, an eine überzogene Anwendung von Kollektivhaftung zu denken. Und dies für Vergehen, die einzelnen Staaten vorgeworfen werden und keineswegs erwiesen sind. Rechtlich steht dieser Unfug aber auf anderen Füßen, nämlich Exportsanktionen seitens der USA den betroffenen Ländern gegenüber. Die Frage stellt sich natürlich, was eigentlich genau exportiert wird. Und inwiefern dies tatsächlich als in den USA produziert gelten kann. Denn die Mitglieder der über die Welt verteilten Entwicklergemeinde sind ja keineswegs alle US-Bürger, nur die sourceforge-Server und somit das Backup aller Programmcode-Beiträge stehen in den USA. D.h., der Programmcode selbst wird in den seltensten Fällen in den USA produziert.

Was exportieren die also? Elektronen, oder eben Photonen über Glasfaserkabel? Ein ähnliches, aber wesentlich spezifischeres Problem hatte schon Phil Zimmermann, der Entwickler der Verschlüsselungs-Software PGP, nach deren Veröffentlichung: US-rechtlich gesehen ist kryptographische Software (ab einer bestimmten Stärke) nämlich Munition, und unterliegt somit Exportrestriktionen. Zimmermann umging diese Restriktion, indem er den Quellcode komplett als Buch drucken und veröffentlichen ließ. Dadurch fiel das ganze nämlich unter die Redefreiheit, eines der höchsten in der US-Verfassung garantierten Güter.

Die Klassifizierung aller auf sourceforge gehosteten Projekte als Munition ist natürlich Unsinn; dann bleibt angesichts eines generellen Embargos noch die Frage, ob Exportsanktionen da anwendbar sind, wo nachweislich gar nicht gehandelt wird. Und natürlich, was Software und deren Quellcode rechtlich gesehen eigentlich sind.

Ist der Quellcode zu einem Programm schon die Lösung eines Problems, die Anwendung eines Verfahrens, oder ein Werkzeug dazu? Dann sind Bestrebungen, den Zugang zu Technik einzuschränken, wohl nachvollziehbar, aber vielleicht nicht anwendbar. Oder kann man den Quellcode als verbale Beschreibung eines möglichen Lösungswegs, als Instruktionen zu einem Verfahren, als Information dazu verstehen? Dass diese Beschreibung in einer maschinenlesbaren Sprache, also implementiert in einer Programmiersprache, vorliegt, wäre dann zweitrangig; wer vor demselben Problem steht, käme nämlich zwangsweise irgendwann zu einer ähnlichen oder gar nahezu identischen Beschreibung des Lösungswegs. In diesem Falle wäre die Blockade von Information doch eher eine Einschränkung der Redefreiheit, also Zensur. Wer dahingehend rechtlich bewanderter ist: ich freue mich über Kommentare.

Leider hat sourceforge offenbar nicht die Eier, die Anwendbarkeit des der Blockade zugrunde liegenden Gesetzes auf den konkreten Fall von einem Gericht prüfen zu lassen. Oder die Zivilcourage, eine Blockade zu verweigern und es drauf ankommen zu lassen. Ich bin mir sicher, dass sich in der Nutzergemeinschaft zumindest finanzielle Unterstützung zu solchen Schritten auftreiben ließe. Überhaupt hat sourceforge hier im klassischen top-down-Modell Fakten geschaffen, die man vorher in der Gemeinschaft hätte diskutieren können. Oder den Betroffenen vorab mitteilen, so dass sie ihre Projekte auf eine andere Plattform umziehen können.

Dass diese ganze Chose dem Grundgedanken von freier und offener Software und deren Entwicklung zuwiderläuft, muss ich wohl nicht extra ausführen. Denn was hier stattfindet ist nichts weiter als unmotivierte Diskriminierung mit fadenscheiniger Begründung, Zensur, und eine Organisation, die sich der Informationsfreiheit und weltweiten (unentgeltlichen) Zusammenarbeit verschrieben hat und die jetzt als (semi-)willige Erfüllungsgehilfin für eine Ausgrenzung auftritt, wie man sie eher in einem totalitären Staat erwarten würde.

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