Klingt komisch, ist aber so. So oder ähnlich könnte der Artikel über Auslandseinsätze der Bundeswehr auf der „jungen Seite der Bundesregierung“ regierenkapieren.de auch beginnen. Ich empfehle, diesen Artikel kurz durchzulesen, bevor es hier weitergeht; denn was da kommt, ist Kriegspropaganda und Orwellsprech vom Allerfeinsten.
Abgesehen davon, dass die im Artikel genannten Fakten veraltet (z.B. die aktuelle Anzahl der Kräfte im Einsatz) oder verdreht („die Taliban planten den Anschlag vom 11. September 2001“) sind, wird die Wahrheit des Krieges hier komplett ausgeblendet — in bester Manier werden SoldatInnen als Entwicklungshelfer und Friedensbringer dargestellt. Krieg ist Frieden.
Andere wichtige Zusammenhänge, nämlich dass die Taliban durch den Westen mit aufgebaut und ausgerüstet wurden, um die damalige Besatzungsmacht Russland zu schwächen, oder dass Karzai 2009 nur durch massive Wahlfälschung unter der Duldung von UNO und NATO an der Macht blieb, werden unterschlagen. Eine empörte Mail meinerseits an die Seitenbetreiber blieb überraschenderweise unbeantwortet:
Liebe Betreiber dieser Website, liebes Presse- und Informationsamt der Bundesregierung, wie könnt ihr eigentlich mit gutem Gewissen schlafen, wenn ihr solche Propaganda verbreitet wie im Artikel „Bundeswehr im Ausland“?
Ihr wisst doch genau, wie die meisten in diesem Land, dass das, was ihr da aufzählt, verdreht und unvollständig ist! Die Kinder und Jugendlichen zu belügen, für die ihr hier Interesse vortäuscht, ist dermaßen schäbig, dass ich mich nur kopfschüttelnd von euch abwenden und mir einen Goebbels-Vergleich gerade noch verkneifen kann.
In der Tat ist es für mich nicht mehr besorgnis- sondern wuterregend, dass das eine offizielle Linie der Bundesregierung darstellt. Wenn man so wenig Respekt vor Kindern und Jugendlichen hat, dass man sie aufgrund eigener Kriegslüste auf diese Weise manipuliert und anlügt, wird sehr deutlich, welches Bild das hiesige politische Establishment so von „seinen“ BürgerInnen hat. So etwas darf man nicht kommentarlos (be)stehenlassen.
Unterdes klingen ja auf breiter Front die Kriegstrommeln gegen den Iran oder neuerdings auch gegen den Jemen und Somalia. Man hat scheint’s noch nicht genug – ausgerechnet bei der grünlastigen taz.
Als Gegenempfehlung kann ich hier eine hübsche Fotogalerie von jungen AfghanInnen nennen, die den bei regierenkapieren.de beschriebenen Segnungen des Krieges in ihrem Land sicherlich sofort zustimmen: klick – aber nur mit gutem Magen. Diese Bilder sagen leider mehr als alle Worte; und wer in Medien und Politik weiter die Kriegstrommel schlägt, macht sich schuldig an allen solchen Bildern, die noch kommen!
Kommentar:
Diese erschreckenden Fotos stammen aus dem Buch „Afghanistan after Democracy“ von Dr. Mohammed D. Miraki, der Afghanistan unter der russischen Besatzung verließ. Unter anderem sind darin die grauenhaften Folgen des Einsatzes von Uranmunition durch US-Truppen dokumentiert. Da diese Menschen und Landschaft dauerhaft verstrahlt, kann man sie mit Fug und Recht nukleare Massenvernichtungswaffe nennen.
Es ist für mich unverständlich, wie Deutschland und die internationale Gemeinschaft dies dulden können. Wenn über dieses Kriegsverbrechen aufgeklärt werden soll (z.B. Frieder Wagner 2003 mit der Dokumentation „Der Arzt und die verstrahlten Kinder von Basra“), so verschwinden diese Beiträge im Giftschrank und der Autor bekommt keine Aufträge mehr. Aber wer hier denkt, es würden vorsätzlich Tatsachen vertuscht, ist ja ein Verschwörungstheoretiker…